… für die jetzt im Schwulen Museum Berlin zu besichtigende großartige, opulente Ausstellung zu „100 Jahre Anders als die Anderen“, jenem legendären Film Richard Oswalds (unter Mitarbeit Magnus Hirschfelds), der 1919, also vor inzwischen 100 Jahren in Berlin Premiere hatte und damals mit 40 Kopien in zahlreichen Kinos europäischer Metropolen im Einsatz war.
Mit dem wunderbaren Conrad Veidt, als einem von zahlreichen anderen Protagonisten, die wir in ihm bewundern dürfen. Als Film seines Zeichens der Erste zum Thema Homosexualität nach Ende des deutschen Kaiserreichs und zu Beginn der Weimarer Republik. Als dem Auftakt zu den großartigen 1920er Jahren, in denen Berlin Welthauptstadt der internationalen Homosexuellen Bewegung war. Um diesen Status seitdem nie wieder erlangt zu haben, als Ergebnis des Aufstiegs des Nationalsozialismus in Deutschland und Hitlers 1933 vollzogenen Machtübernahme.
Ein Alleinstellungsmerkmal Berlins besteht aber darin, dass 1984 schwule Männer hier in der Lage waren, das damalige Berlin Museum für eine gemeinsame Ausstellung zu gewinnen, die denen, die dabei waren unter dem Namen „Eldorado“ in lebhafter Erinnerung blieb. Was der Anstoß war, im darauffolgenden Jahr, 1985, das Schwule Museum Berlin zu gründen, das mit der großartigen, in der Akademie der Künste gezeigten Ausstellung „Hunder Jahre Schwulenbewegung“ debütierte.
Mit Wolfgang Theis, Andreas Sternweiler und anderen an der Spitze, die sich in den vergangenen 35 Jahren mit ihrem Einsatz um das Schwule Musem Berlin verdient gemacht haben. Wolfgang, dem ich mehr als dreißig Jahre lang in einer gemeinsamen WG verbunden war, möchte ich dafür danken, uns mit der jetzt im SMU zu besichtigenden Ausstellung ein Abschiedsgeschenk zu machen, das deutlich macht, dank mittlerweile 80 von ihm kuratierten Ausstellungen, in mittlerweile 35 Jahren, über eine einzigartige Fähigkeit und Handschrift zu verfügen, mit der es ihm gelingt, ein Thema sinnlich nachvollziehbar und bildhaft zu gestalten, womit er als unübertroffen gelten darf und nachvollziehbar ist.
Weshalb wir ihn vermissen werden, um ihm nichtsdestotrotz noch ein großartiges Leben und weitere zahlreiche sinnliche Erfahrungen zu wünschen, die ihn vielleicht geneigt stimmen, seinem Vorsatz das eine oder andere Mal untreu zu werden, sich ins private Leben zu verabschieden und keine öffentliche Rolle mehr zu spielen.
Was ich ihm von Herzen wünsche und gönne, trotz missverständlichen Mottos, dass es für weiße alte Männer an der Zeit ist, sich zurückzuziehen. Um in Verbindung damit deutlich zu machen, dass das Motiv dafür nicht darin besteht, ein alter weißer Mann zu sein, sondern darin, damit einer historischen Entwicklung zu entsprechen, die auch am Schwulen Museum Berlin nicht spurlos vorüberging.
Weil wir im Rückblick auf seine mittlerweile 35 Jahre davon ausgehen dürfen, dass die queere Community Berlins heute auf einem sehr viel breiteren Fundament steht, als es damals der Fall war, als sich alles noch um die Belange von Schwulen und Lesben drehte. Weshalb es an der Zeit ist, sich als Schwules Museum auch anderen Gruppen der Queeren Community zu öffnen, um damit unserer mittlerweile gesamten Vielfalt zu entsprechen und gerecht zu werden. Was auch gut so ist.
Abschied der alten weißen Männer